IHR LIEBEN – die toni de cuber exposition 3. Teil horizontal

fortsetzung der exposition im horizontalen

nummer X

nach der vertikalen s. und dem jahrmarkt
der bildeitelkeiten, hier nun die horizonta-
le serie. die entscheidung, ob ein foto verti-
kal oder horizontal mehr aussagt, überlasse
ich DIR. persönlich habe ich die hohen bil-
der immer leichter als die breiten gelesen.

nummer XI

tonis atelier: die perfekte sommeresidenz.
riesengrosse durch je vierzig kleine markier-
te scheiben lichtdurchflutete fenster, vor
denen sich so allerhand grosses ausbreitet,
das die kleine form bevorzugt hat. was mich
am meisten aufregt, sind die steine. sie haben
eine eigene sprache: le langage des pierres.
sie sind pretiosen auch ohne den geringsten
marktwert. die von der fensterbank kann ich
nicht einzeln wahrnehmen, die am ende
des grossen tisches neben toni schon.
da jedenfalls sind halbedelsteine darunter und
amoniten und ausgrabungsstücke. toni soll
an solchen excavationen maßgeblich beteiligt
gewesen sein. die zeitung ‚sa veu‘ von soller ver-
meldet ‚una nevada historica‘, einen historischen schneefall.

nummer XII

die ‚nevada historica‘ ist ein guter übergang von
warm nach kalt. durch die mehr als fenster-
grosse öffnung in der küche zieht es im winter
wie hechtsuppe. natürlich gibt es auch heiz-
körper. tonis gasofen kennen wir schon. aber so
richtig warm wird es seinem voluminösen freun-
deskreis immer nur am 16ten januar.
da ist gerade wer heilig & wir singen alle:
‚sant antoni ha vingut‘ aus vollem hals.
sein ‚amo‘ = gutsverwalter, spielt die ximbom-
ba. eine art trommel, deren pointe mit einem
feuchten kohlblatt gerieben wird.
in der mitte des raum gross, ein wildes
feuer. hier spielen alle ‚dimonis‘ & lassen
aus sich heraus, was sonst als dämonisch
verschrien wird. der tanz um die offene flam-
me. toni, ein guter gastgeber, ist auch winzer.
für den durst ist gesorgt.

nummer XIII

dass toni auch einen weingarten hat und ent-
sprechend winzer ist, wieder ein guter übergang
zum nächsten bild. scheinbar das gleiche motiv
wie sein vorgänger nummer XI hat es doch den
vorteil, daß es uns den weg in die unterwelt zeigt.
da ist eine klappe auf. wer hier absteigt, bekommt
es mit becken trögen fässern und flaschen zu tun,
die sich weiter reichen.

nummer XIV

war die gestrüpplampe in nummer III beschau-
lich, so ist diese bedrohlich. DU mußt förmlich
den kopf einziehen, sonst kommst DU nicht
daran vorbei. eine interessante beobachtung am
rechten unteren rand. die zeit der entdeckung
der maurischen bemalung von dachziegeln.
das muß vor jaume conquerador & seinen man-
nen im 11ten 12ten 13ten jahrhundert gewesen
sein. heute im museum von fornalutx. tonis
freund tomeu penya hat sie sortiert, kopiert
und dort untergebracht. nach den steinen
der lehm.

nummer XV

und jetzt – zum abschluß – ein römisches glas-
fenster. waren die maurischen dachziegel schon
sieben-acht-neunhundert jahre zurück, so sind
es jetzt tausend jahre und mehr. wir finden uns
in der zeit wieder, als metellus statthalter auf den
balearen war. eine grosse gesteinsplatte, denn das
glas ist gestein, auf dem tisch. sie läßt sich vor-
sichtig zerteilen und in millimetergrosse scheiben
schneiden. die werden dann sachkundig ins gesims gesetzt
und bleiben transparent oder wie ich immer sage:
transpa-apparent. gemeint ist damit die sichtbar-
keit des durchsichtigen. und was hat er gemacht,
der toni? er hat mir ein kleines stück römisches
fenster auf den rückweg mitgegeben. das liegt
bei uns auf dem tisch und liegt und liegt, bis
besucher kommen. inzwischen weiss ich auch
einen händler, der diese dinge feilbietet, & zwar
sonntags auf dem mercadillo in consell, aber das
d a r f  dessen wert nicht mindern.

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