IHR LIEBEN
lieber ginkawatcher,
liebe ginkawatcherin,
diskrete frage: bist DU
ein outdoor- oder ein indoor-typ?
dem outdoor-typen stehen alle türen
offen, auch die eigenen. der luftzug weht frisch.
der indoor-typ bewacht die türen und
läßt sie eher zu. er stagniert.
so I. jahrelang habe ich stagniert und auf dem modell
der verschlossenen tür bestanden. habe sie sogar
liebevoll ‚ecriture‘ = schrifttür genannt.
dann kam der traumsommer über berlin: juni, juli,
august, täglich 20-30 grad wärme und
ich wollte lieber raus.
am wannsee und an der schlanken lanke
( berliner bucht ) fand es für mich und
die anderen alle statt, das leben.
statt lesen und schreiben, gehen und
denken. der hang zum buchstaben
wird ein gang ins blaue oder grüne.
aufgelebt bin ich dabei, das kann ich
EUCH sagen, besser verklickern.
dann das abenteuer im flieger.
bei eurowings berlin – mallorca fallen mir ein paar seiten
über die älteste strasse europas, genannt
via appia, in die hand. meine idee zur re co ve ry
ist perfekt. diesen weg, der gerade ausgebessert
wird, von rom aus südlich richtung neapel, von neapel
aus südöstlich richtung brindisi, will ich gehen.
wann? sobald es geht. sobald ich kann.
wie IHR seht, bin ich ihn noch nicht gegangen.
aber ein paar einträge richtung
tage-sage-frage-buch sehen ihn voraus.
dann klickschalter von innen nach aussen.
vom indoor-typ zur outdoor-frau.
ein seltenes gefühl von freiheit. der frische luft-
zug begleitet die zeilen, die nie mehr sein wollen als
ein momentanes gefühlsbarometer.
köstlich für DICH, werdet IHR sagen, aber was
ist mit uns? und jeder einzeln für sich: was bleibt
davon für mich?
viel sage ich DIR, sage ich: DEINE sprungkraft.
es bleibt davon viel für DICH und DEINE sprung-
kraft. ich bin bloß das trampolin.
mach mit, spring mit, laß DEIN herz hüpfen.
das ist die devise.
DEINE ginka
vielleicht ist aber auch der umgekehrte weg für
DICH richtig. es kommen jetzt ja eher dunkle tage.
dann mußt DU hier auf der website zurückscrollen
bis zu MISS MILLIE oder wer dichter wird, ist millionär.
p.s. ich weiss nicht, wie es mit DIR ist, wie es um
DICH steht. am meisten hat mich in re co ve ry
immer noch das kleine teilweise zahnlose mädchen
gerührt, aus dem es hervorbricht zu sagen: wie schön
es hier ist, dies, das, jenes. wie schön, wie schön. sie
konnte es nach zweieinhalb stunden flug einfach nicht fassen.